Diese Rubrik ist für all jene gedacht, die nach Höherem streben, aber
nicht wissen, wie und warum. Frei nach dem Motto: es gibt
Wichtigeres, als sich wichtig zu nehmen.
Aber mal ernsthaft: ein paar wirklich brauchbare Tipps sind
auch dabei. Ab jetzt immer hier: unsortiert und in
loser Folge.
Dichter, Knipser & Konsorten
Tipps und Tripps
Inhalt:
Einfach genial
Snapshot - Das perfekte Foto
Dichter & Konsorten
Dichterforen
Veröffentlichen von Texten
Die erste, eigene Homepage
Der Poetry-Slam
Der flexible Dichter
Schreibwettbewerbe
Dem unglücklichen Dichter
Unter´m Strich
Einfach genial
Im Nobelgasthaus ´ Blaue Reben´,
bei schwach gedämpftem Licht -
da lernst du für das ganze Leben -
eventuell auch nicht...
Dort sitzen samstags um den Tisch,
elf, zwölf bleiche Schreibgestalten.
Die eine achtzehn und recht frisch,
umringt von lauter Alten.
Man lacht und nippt an saurem Wein,
so etwa eine Stunde.
Dann blickt ein dürres Männelein
leicht mahnend in die Runde.
Wohlan!, knarrzt er und zieht ein Blatt
aus jener Krokotasche.
Liest vor, was er geschrieben hat,
in schnodderiger Masche.
„ Ein Mann, der trinkt.
Ein Hund, der hinkt.
Die Sonne sinkt.
Der Hausflur stinkt.
Der Nachbar bringt,
den Abfall raus. “
Applaus. Applaus.
Der Dichter springt
einstweilen fort, in Richtung Klo.
Der Nächste kramt sein Blättchen raus
und strafft sich beinah ebenso.
„ Ich will es nicht. Muß doch zum Bus.
Na gut, gib mir noch einen Kuss.
Dann ist aber wirklich Schluss.
Renate, Renate - du fesche Granate. “
Applaus. Applaus. Der Boden bebt.
Die Wirtin, Anna, kräht laut: toll!
Derweil auch sie zum Lokus strebt
und heimlich grübelt, was das soll?
Weiter gehts...Applaus, Applaus.
Die Nacht schon weit voran,
zieht sich zuletzt die Jüngste aus
und spitzt die Runde an.
Du Jane, lallt einer.
„ Ich der Heinz.
Wirst sehn, bis Winter bist du meins.
Bin ich auch wackelig und alt -
schon bald, du holde Schönheit - bald! “
Applaus.
Und raus.
Das Gasthaus schließt.
Man gröhlt und trudelt heim.
Was jetzt, im Rausch, zu Köpfchen sprießt
ist morgen schon genialer Reim.
(c) Ralph Bruse
Einfach genial ist unter (selbst-) gesprochene Gedichte auch zu hören.
Snapshot
Das perfekte Foto
Fotos sind immer nur so gut, wie die Leute hinter der Linse, sagte schon
mein Großvater.
Er muß es ja wissen, denn er ließ seinen Kindern und Enkelkindern acht
Schuhkartons, randvoll mit Schwarzweiss-Papierbildern hier, als er vor
einigen Jahren hoch ging, zu den Engeln.
Nun: Opa ist hin und mit ihm wohl auch endgültig die Zeit klobiger Klap-
p(er)-Kameras, die allenfalls in strapazierfähige Leinensäcke - aber nie und
nimmer in die Hosentasche passen, wie die süßen, kleinen Digital-Dinger
von heute.
Opa würde die weiter rennende Technik hierseits im Jenseits sicher gefallen.
Wahrscheinlich wär er auch einer jener Freaks, die mal gleich drei Smartpho-
nes in Greifweite haben. Sicher würde er ständig um die Oma herumwuseln;
würde ihren königlich schönen Haardutt aus allen Himmelsrichtungen ins Vi-
sier nehmen, zum Beispiel: wenn sie gerade auftischt, inklusive der bombas-
tisch leckeren Kartoffelknödel im Sauerbraten und was Oma noch so Feines
fabriziert.
Er würde täglich - nein, stündlich posten, was in Küche und drumherum ab-
geht: wie Oma abends im bodenlangen Nachthemd - und wie verzottelt sie
frühmorgens aussieht. Opa wär der ideale Post-Weltmeister für Facebook &
Co. Der würde Tatsachen-Bilder posten, daß es kracht im Web.
Das kann er aus bekannt tragischen Gründen ja nun nicht mehr. Nichtsdes-
totrotz muß ich nun irgendwie die Kurve kriegen, um zum obigen Arbeitstitel
wenigstens noch ein paar brauchbare Zeilen und Tipps hinzubekommen.
Also zur Sache.
Hier drei klassische Beispiele aus der Makro-Fotografie:
Der ständig im Internet daddelnde Smartphone-Besitzer macht es sich am
einfachsten. Er hat ja wenig bis garkeine Zeit, obwohl er viel davon hat, aber
er sieht das nun mal anders, weil ständig Party - und Dating-Anfragen sein
Hirn überfluten und auf Trab halten. Das strengt viehisch an, also spart er
sich die Sucherei nach lohnendem Fotomotiv und marschiert per GPS ins
nächstgelegene Tropenhaus seiner Stadt, postiert sich in der Schmetterlings-
Abteilung, zückt sein Kommunikationsteil mit eingebauter Kamera, zielt auf
den knallbuntesten aller Schmetterlinge und schießt ihn grinsend ab.
Das Ergebnis ist ein recht ordentliches Foto - nur leider mit entlarvendem
Hintergrund, der klar belegt, daß der eingesperrte, traurig glotzende Flieger
im künstlichen Palmengestrüpp lediglich als nette Deko herhalten muß.
> Shit!, < flucht er und löscht das Foto wieder.
Später wird dann halt ein Bild der halbnackten Freundin ins Web gejagt. An
der ist ja praktisch alles echt und natürlich. Zwar guckt sie mit Silberblick,
also schon leicht beschwippst von Whisky ohne Cola und oben ohne von der
Couch, und nüchtern würde sie sich auch niemals so freizügig ablichten las-
sen.
Sei´s drum: das Foto macht was her, jedenfalls mehr als so ein lustlos glot-
zender Schmetterling im Tropenhaus-Kerker. Außerdem hat das spärlich
bedeckte Mäuschen binnen kürzester Zeit an die zehntausend Klicks.
Geht doch.
Oder auch nicht.
Zweites Beispiel:
Der ambitionierte, aber leicht debile Hobby-Fotograf zieht das ganz anders -
nämlich hektischer - auf.
Er sucht fieberhaft nach der nächstbesten Wiesenfläche am Ortsrand und
jagt jedem Nutzinsekt hinterher, das nur Anstalten macht, eine Flugpause
einzulegen - undzwar, wenn möglich, bitteschön auf der größten und aller-
schönsten Wiesenblume.
Er japst und rennt. Um ihn summt, flattert und lebt es gehörig. Es ist Mittag.
Die Sommersonne brennt. Er schwitzt.
Dann, endlich, da...eine Biene! Nein, eine Hummel. Der Schweiss rinnt ihm
nun schon in kleinen Bächen von Stirn, Nase und schließlich sogar aus der
kurzen Hose, die beinah streichholzdünnen Beine lang.
Er gibt alles. Und, ja, die Hummel hat Erbarmen und landet endlich auf einer
Lupine. Er ist hin und weg; brabbelt aus dürrer Kehle: Wahnsinn. Das ist der
helle Wahnsinn!!
Er zerrt aufgeregt seine handgroße Digital-Kamera aus der Fototasche her-
vor, drückt auf Power, stellt auf Makro und Schärfe ein, schleicht sich bis auf
etwa zehn Zentimeter an das begehrte Objekt heran und starrt verwundert
auf´s Display...Scheiße, wo ist der Mistbrummer abgeblieben...?
Tja, der ist abgehaun. Schließlich gibt es hunderte weitere Lupinenblüten ab-
zugrasen und der hochmotivierte Hobby-Knipser brauchte ganze drei Minu-
ten, bis er denn mal bereit für das Foto seines Lebens war - also viel zu lange.
Und so rennt er wohl noch heute mit verbrannter Glatze durch Feld und Wie-
se und kommt einfach nicht zu Potte. Wahrscheinlicher aber ist, daß sein
Übereifer durch plötzlichen Hitzeschlag ein ebenso jähes Ende fand - daß
ihm der eine Schnappschuss also leider versagt blieb.
Fazit: hätte er nur mal genauer die Gebrauchsanleitung seiner eigentlich gu-
ten Digital-Knipse gelesen, würde er sich noch heute seines Lebens erfreuen.
Er wüsste dann nämlich, daß er sich nicht jedesmal bis auf zehn Zentimeter
ans Motiv heran robben muß. Schließlich gibt es ein Zoom. Nur: wozu das
Zoom, wenn es nicht benutzt wird - erstrecht für Makros.
Womit wir auch schon beim Cleverle unter den Hobby-Fotomachern sind.
Der rennt nicht irgendwelchen Stechmücken, Bienen, oder Schmetterlingen
nach. Er postiert sich nämlich genau da, wo all das leckere Blütenzeug zum
Himmel wächst, worauf Kleinsttiere extrem scharf sind. Idealerweise bringt
er Klappstuhl, Klappschirm, Sonnencreme, Brille, Hut und etwas Proviant
im Rucksack mit, falls es - wider Erwarten - doch etwas länger dauert.
Er entscheidet sich nach eingehender Besichtigung einstweilen für Kornblu-
men, die zuhauf am Rande eines Weisenfelds stehn. Die sehn schön blau
aus und sind schon reichlich von Kleinstlebewesen belagert.
Der erste Schmetterling kommt auch schon angetänzelt, dann der zweite,
und so fort. Er ist immer vier, fünf Meter vom Motiv entfernt - also weit
genug, daß kein noch so scheuer Kunstflieger Verdacht schöpft und mun-
ter weiter seinen Nektargeschäften nachgeht. Er holt seelenruhig seine
Kamera raus, stellt sie auf Makro ein, zoomt Flieger samt Blume nah zu
sich, tippt den Auslöser an, die Kamera braucht etwas Zeit, stellt dann
aber auf scharf - Auslöser durchdrücken, und fertig ist das Bild.
Er schnappt gemütlich nach Stuhl, Schirm, Basthut und zieht einige Me-
ter weiter, wo stark duftende Kamille das Feld säumt. Auch dort ein paar
Bildchen - vielleicht auch noch gegenüber, vom verblühten Raps, in dem
sich lauter niedliche, bunte Käfer tummeln, die, meist dösend, nur darauf
warten, ins richtige Licht gesetzt zu werden.
Erledigt. Alles prima. Er macht sich, zufrieden brummelnd, auf den Rück-
weg, kommt völlig ungestresst - ja, erholt und vor allem: ohne Sonnenstich
nach Hause.
Logische Erkenntnis: überlege dir vielleicht vor der nächsten Fotopirsch
schon mal (wie unser Cleverle), wo und was du ins Visier nehmen willst.
Planlos wildes Drauflostigern bringt in der Regel keine Fotos, die herzeig-
bar sind. Spontane Schnappschüsse ergeben sich dann nebenher meist
auch noch - zumindest manchmal - aber nur wenn der Spaß auch Spaß
bleibt und mit Muße angegangen wird.
Was für Makros gilt, ist im Grunde auch garnicht weit weg von Landschafts-
Fotografie. Und irgendwie doch. Landschaften sind bekanntlich geduldig.
Sie sind immer da, werden lediglich von Wind, Regen, Schnee oder Sturm
durchgeschüttelt, aber ansonsten halten sie geduldig still. Leichtes Spiel
also für den Spaziergänger mit der Kamera.
Noch kurz zum finanziellen Teil:
Ich geh mal davon aus, daß du bereits stolzer Besitzer mindestens eines
Knipsapparates (Handy, Smartphone, Kamera) bist. Wenn nicht...Deine
Zukünftige muß nicht teuer sein. Sie sollte ein gutes Zoom haben und ein
bisschen Schnickschnack wie Panorama-Funktion und Langzeit-Belichtung
für eventuelle Nachtaufnahmen schaden auch nicht. Unsereiner verwendet
meist die AZ 251 von Kodak. Die kostet um 140 Euro und deckt so ziemlich
alles ab, was der Hobby-Knipser gelegentlich so braucht.
Es soll ja Leute geben, die sogar mehr als tausend Piepen in ihre Fotoaus-
rüstung stecken.
Okay, von mir aus. Wenn denn supergute Fotos damit entstehen.
Ja, wenn...
Du ahnst sicher schon, wo ich jetzt hin will. Genau - zurück, zum Anfang
und zu Großvater, der sagte: Fotos sind immer nur so gut, wie das Auge
hinter der Linse.
Er hat Recht - schon wieder - denke ich manchmal lächelnd, wenn es
still wird.
Text: (c) Ralph Bruse
Grafik: open clipart org.
Dichter & Konsorten
Ein Dichter - nennen wir ihn Günther -
bringt fleissig Sommer, wie auch Winter
beherzte Lyrik zu Papier -
von Liebe - da - und Düstres, hier.
So stapeln sich im kargen Zimmer
Gedichte, hoch und höher immer.
Als es dann zur Decke reicht
und Günther nun auch Pausen streicht,
kommt eines Tags, zu später Stunde
ein Verschen aus erschöpftem Munde -
so schön, daß er entzückt noch lacht
bis weit in jene Winternacht.
Wie er so lag bei schwachem Licht -
das Fenster unverschlossen,
ward plötzlich scharf die trübe Sicht:
ich such mir Artgenossen!
Also: hoch! Computer an.
Zufällig stößt der Günther dann
auf jenes Forum ´Fünf - Uhr - Tee´.
Registrieren?
Jes.
Okay.
Denn man los - Gedicht hinein.
Ein Liebesverslein soll es sein -
vier Zeilen nur - geleckt, doch schlicht;
so eines, das ins Auge sticht...
Erledigt - jetzt gilt es, zu warten
auf Gratulanten, die gleich starten.
Gleich?
Na gut, nicht gleich...Denn später.
Ist ja Nacht. Zu Bette geht er.
Auch anderntags ist nichts passiert.
Gunni sitzt nur da und stiert
auf seinen gottverlass´nen Reim,
den keiner mag - nicht mal im Keim.
Das sind doch alles Kunstbanausen!
Die werden sich noch wundern!
Er hat da ein Gedicht zum Grausen,
von abgemurksten Flundern.
Das haut er grinsend auf´s Trapez.
Keine fünf Minuten später
hat er den allergrößten Fetz
und reichlich Drohungen im Äther...
Brutalomist!...Der arme Fisch...!
Wie kann man sowas schreiben?!
Mir schmeckt´s nicht mehr. Saß grad zu Tisch!
Man kann´s auch übertreiben...!
So und ähnlich liest sich das
was um die Ecken kam.
Die eine findet´s furchtbar krass.
Der andre schrecklich gram.
Eine Hobby-Psychologin schrieb:
Der Flundertext ist Wahn!
Was letztlich ihr zu sagen blieb:
Sie würd´ gern Dreirad fahrn.
Dann noch so ein Superheller,
der schreibt: die Flunderzüchtung
sei in Wahrheit nichts für´n Teller,
wie in dieser drögen Dichtung!
Günther bekam graue Haare
über Nacht und einen Tag.
Also mault er: Gott bewahre!
Soll doch dichten, wer noch mag.
Ich mag nicht! Ich schreib Romane!
Jetzt sofort und hier und gleich!
Fahre dann Sportcoupe´ mit Fahne
und bin fix oberstinkereich!
Tatsächlich: nur zwölf Wochen später,
kauft ein Verlag sein Manuskript.
Günni heißt jetzt ´Hank Rakether´
- coole Sau und ausgeflippt -
reist er durch´s holde Heimatland,
schüttelt Hand um Hand, um Hand.
Liest dann vor im Rathaussaal.
(ohne Sprit ist´s eine Qual!)
Also vorher neune heben
und rülpsen, wie im alten Leben.
Denn man los. So schön betankt
er in Richtung Ratssaal wankt.
Da sitzen an die hundert Leute -
die staunen dann und wann...
> Was ´n Tach is´ nochmal heut´?, <
fängt er die Lesung an.
So, nach etwa zehn Minuten
schnarcht Günni vor sich hin.
Alles Bohne. Wozu sputen?,
kam ihm noch in den Sinn.
Als er aufwacht, steht da einer
mit langem, weissen Rauschebart...
Günther wird ganz blass, und kleiner.
Ist sonst garnicht seine Art.
Nein - der große Rauschbart-Rentner
ist nicht ´Der da oben´.
Der hier wiegt so drei, vier Zentner
und kann auch tüchtig toben.
Raus hier, Sie besoff´nes Schwein!,
brüllt der dicke Trampel.
Ich lade einen Dichter ein
und dann so´n Gehampel!
Günther bleibt die Spucke weg.
Was glaubt der, wer er ist??!!,
behandelt dich wie Scheissedreck,
nur weil du ´n bisschen müde bist.
Hank Rakether würde jetzt
dem Großmaul eine zimmern...
Macht er glatt - nur zeitversetzt.
Und hörte schon den Fettsack wimmern...
So, das wars, sprach Hank Rakether.
Arschgesicht! Vielleicht bis später...
Dann haut er lässig in den Sack.
Genauso lässig geht er.
2.
Zwei Jahre flogen hin, im Land.
Sein Verlag ging pleite.
Günther lag am Nordseestrand;
fast nackt in großer Weite.
Und zu seiner Linken
lag ein Testament.
Furchtbar auch das Stinken
vom allerletzten Hemd.
(c) Ralph Bruse
Dichterforen
Es gibt drei Arten von Dichterforen. Die erste Variante ist
(kommt ganz auf Eitelkeit und Kritikfähigkeit des Schrei-
benden an) wohl die schlechteste, eventuell aber auch die
beste Wahl: das Hobby-Forum. Eher locker und zwanglos.
Trotzdem irgendwie auch ´freiwilliger Zwang,´ denn je öf-
ter du da reinschneist, desto anstrengender und zeitrau-
bender wird es, weil dich die Leute im günstigsten oder
ungünstigsten Fall (kommt wiederum auf die Sichtweise
an) plötzlich oft schon prima zu kennen glauben und dich
deshalb - und wegen deiner super Einstands-Gedichte! -
zunehmend reichlich mit gefälligen Mails berieseln.
Soweit, so gut.
Aber dann: reichlich Masse, kaum Klasse - also viele Mit-
schreiber, die furchtbar viel Ahnung vom Leben und von
der Schreiberei sowieso haben.
Du kriegst - Mitspielen und Nettsein vorausgesetzt - min-
destens zwanzig Kommentare, die sich in Inhalt und Länge
sehr ähnlich sind.
Toll! Liebe Grüße...(zur rechten Zeit auch Geburtstags-
Genesungs - Verwandtschafts - Schönwetter - Oster -
Pfingst - Weihnachts - Neujahrs - und logischerweise herz-
zerreissende Weiter so! - Grüße, Glückwünsche und ´Um-
armungen´ zum Posting deines 5000sten Gedichts)
von Soundso...und so weiter.
Na toll.
Alternative: lies doch deinen nächsten Verwandten, daheim,
gemütlich bei Käffchen und Butterkeksen aus deinem Sam-
melsurium vor. Das spart Zeit, kleinste Kritiken derer
Schreiber, die es auch nicht besser können und alle werden
es mindestens genauso toll finden. Besonders Großeltern
sind sehr geduldig, nachsichtig und natürlich mächtig stolz
auf das phantasierende Enkelkind und werden nicht mit
Lob geizen.
Variante zwei: das Mitmach-Forum. Hohes, literarisches
Niveau, aber ziemlich kleinkariert. Nichts für selbstver-
liebte Schlaffis, die weder Lust noch Zeit mitbringen, eige-
ne und Texte anderer solange in alle Einzelheiten zu zer-
legen, bis der arme Schreibende, der gerade an der Reihe
ist, sein brilliantes Gekritzel zuallerletzt fix und foxi den
Papier-Müllbergen zuführt.
Alternative: klare Sache - nicht mitmachen.
Dritte Variante: Das leckt mich doch alle am Arsch - Forum.
Bei dieser Wahl kannst du nicht viel falsch machen - richtig
aber wohl auch nicht. Text posten, Kommentarspalte sper-
ren, weiter so. Nächsten Text rein, grübel grübel, und wei-
terschreiben.
Vorteil: lästige Danksagungen gespart und haufenweise
Zeit zum Schreiben.
Nachteil: es bleibt meist grabesstill um dich und deine am-
bitionierten Reim-Kunstwerke.
Alternative: egal, rein damit, weitergrübeln, oder ersatz-
weise Kuchen backen, bis dein Dichter-Stern heller strahlt.
Problem: das kann lange, mitunter auch ewig dauern.
Ach ja...letzte Möglichkeit: neue Freunde suchen, oder ge-
gebenenfalls die alten mal wieder treffen. Also: echte Men-
schen. Ausgehen. Lachen. Tanzen. Trinken. Klönen. Und zu
fortgeschrittener Stunde eins deiner Gedichte vorlesen.
Aber nur eins! - sonst klönen die Freunde nämlich genervt
anderswo, und ohne dich, weiter.
Alternative: keine
(c) Ralph Bruse
Veröffentlichen von Texten
Minimum zweitausend Piepen einem Zuschuss - oder Selbstkostenverlag in
den Rachen schmeißen, bei späterem Abdruck von ungefähr 70 bis 8o Gedichten.
Wobei Zuschuss heißt: Du löhnst den vollen Preis. Verarsche also - kannste ver-
gessen.
(Wenn du Geld wie Heu hast und eitel wie kein zweiter Gockel bist, kannst du
natürlich gern solche reinen Dienstleister beauftragen. Bedenke aber: die drucken
den Schreibkram und sind damit aus dem Schneider. Um Verkauf, Lesungen und
Werbung mußt du dich schon selbst kümmern. Soll wiederum heißen: der Groß-
teil deiner Investition ist so oder so futsch. Aber wie schon gesagt: kommt ja nicht
auf ´läppische´ zweitausend Euro an. Der übereitle Vogel hat ja von allem reich-
lich...)
Möglichkeit zwo:
Book on Demand. Skript vollständig selbst gestalten. Texte, Fotos, alles wie´s
gefällt. Schrift, Formatierung, Cover, Titel - alles deine Arbeit, aber ´ne Menge
Kohle gespart.
Zum Schluss das Ganze als PDF abspeichern und los, zur Druckerei, damit. Im
Internet gibts auch reichlich Anbieter zu günstigen Preisen, die auf Book on De-
mand spezialisiert sind.
Drittens:
Minimum fünf Literaturpreise einheimsen, damit seriöse Verlage aufmerksam
werden und bei dir nach Lesestoff anfragen, um beizeiten ein Büchlein draus
zu machen. Die Leserwelt wird sich bestimmt um das Buch eines preisbehäng-
ten Dichters kloppen.
Fazit: unwahrscheinlich. Wahre Dichter schielen eh nicht nach Literatur-Orden,
sondern folgen einzig ihrem Instinkt. Dann schon lieber auf ewig unentdeckt
bleiben, als sich schutzlos schnödem Kommerz ausliefern.
Vierte Möglichkeit:
Manuskript wochen - bis jahrelang an diverse, seriöse Verlage schicken, bis
vielleicht mal Antwort
kommt.
Nicht ganz - aber fast aussichtslos.
Zum Fünften:
Jemanden anspitzen, der schon beide Füße in einem seriösen Verlag hat
und dort fleißig veröffentlicht. Also die so genannte ´Beziehungsmasche´.
Na ja, wer will schon auf die verpönte Schleimer-Tour literarische Boden-
haftung kriegen?
Enttäuscht?
Solltest du nicht sein. ´Normale´ Verlage werden mit Lyrik und Text
allgemein massenhaft überschüttet. Bist du nicht weit über Qualitäts-
Durchschnitt, kannst du dir den langen Suchmarsch, Nerven und vor
allem: Briefporto sparen.
Trotz alle dem:
Es gibt kleine bis Kleinstverlage (oft Zwei - oder sogar nur Einmann/Frau-
Betriebe), die sich auf die Fahne geschrieben haben, Nachwuchsschreiber im
Speziellen zu fördern. Die können zwar erstmal nur wenig bis kein Honorar
zahlen, aber immerhin muß man auch nicht eigenes Geld zubuttern, wenn
die Veröffentlichungs-Zusage ins Haus flattert.
Na also - doch noch ein winziger Hoffnungsschimmer am düsteren
Horizont...
(c) Ralph Bruse
Was will ich eigentlich?
Die erste, eigene Homepage
Waren das Zeiten, als es das WWW noch nicht gab...Dichter lasen
umjubelt in engstem Familienkreise, in Altenheimen, in Büchereien,
Kulturkneipen, oder Schulen aus ihren Werken. Die Welt schien in
Butter. Bis...ja, bis das elende World Wide Web kam...
Plötzlich war alles anders. Der Durchschnitts-Schreiber fing an, es
sich in Omas verstaubtem Ohrensessel bequem zu machen, um von
dort aus mit literarischer Hausmannskost alltäglich die Forenwelt
aus Gleichgesinnten zu beglücken.
Der Reimkünstler besseren Kalibers rümpfte die Nase und verzog
sich einstweilen schmollend ins Private, bis auch ihm sonnenklar
wurde: das WWW ist nicht Feind, sondern Freund. Also begann er
damit, sich die eigene Webseite zu basteln.
Garnicht so einfach. Zunächst mal die Frage: hab ich denn überhaupt
was zu erzählen?
Danach lauter neue Fragen. Interessiert das Geschreibsel auch andere?
Hab ich genug Material - also Text, sowie Bilder, Fotos? Und wenn ja: wie,
zum Geier, hole ich Leser herbei? Denn wenn ich schon die kleine Fenster-
luke zur großen Welt öffne, soll die Welt gefälligst auch reinschauen.
Okay - ehe wir uns jetzt ganz meschugge machen, fangen wir mal mit dem
Rohbau an. Also zuallererst nachsehn, wie das andere Dichter und Nachden-
ker mit ihrer Baustelle gedeichselt haben.
Einige, wenige deichselten das ganz gut, stellst du nach ausgiebigem Rund-
umsurfen fest. Andere Seiten sind eher mau und der größte Teil schlicht-
weg Murks - Selbstlob immer an erster Stelle, auf den Unterseiten ebenfalls
permanent lauernde Nabelschau mit einigem Kokolores drum herum - ´gru-
selige´ Gedichte und Geschichten - so sie denn überhaupt auf einen Blick
erkennbar sind, werden kunterbunt plan - und lieblos hingepfeffert, und
zumeist mit bunt blinkenden Bildern anderer Leute, die es ja zuhauf im
WWW gibt, aufgehübscht.
Hübsch anzusehn. Und quietschbunt, wie gesagt. Du bist davon geblendet,
weißt aber schon kurze Zeit später: das ist eher Katzengold, als echter
Glanz.
Genau das ist deine Chance! Du machst das (un-)perfekte Gegenteil -
nämlich kein Blingbling - nimmst deine einfachen Geschichten, deine einfa-
chen Fotos, dein schlichtes Gemüt und zimmerst unbeirrt weiter an deinem
Homepage-Baukasten, bis er nach Tagen, oder Wochen endlich fertig dasteht.
Schlichter geht nicht, stellst du zufrieden fest.
Wie soll das neugeborene Baby eigentlich heißen?
Denke, denke...´Dichterstube´ wird reichen. Das ist relativ kurz, einprägsam,
ohne viel Gedöns.
Leider stellst du schon beim nächsten Rundsurfen fest, daß es im WWW min-
destens fünfzig weitere ´Dichterstuben´ gibt.
Shit! Du raufst dir die Haare und sonstwas, grübelst und grübelst.
In der folgenden Nacht schläfst du unruhig, träumst aber auch reichlich viel
Wirres in den Schlafphasen. Und dann kommt endlich die Erleuchtung, weil
dich nämlich in jedem Traum dauernd irgendwer mit der Frage nervt: wie
heißt du?
Du heißt Kurt. Einfach Kurt. Also steht auch schon bald in eher dezenter,
halbgroßer Schrift über deiner ersten eigenen Webseite:
´Kurt seine Dichterstube´
Die Leser werden dir das mit dem ´...seine Schmökerstube´ garantiert
schmunzelnd verzeihen. Schließlich fällst du ja angenehm aus dem Rahmen,
nimmst dich selbst offenbar nicht so bierernst, bleibst trotz aller Widrigkeiten
immer ganz bei dir, bist also absolut authentisch - nur das zählt in der schönen,
neubunten Welt voller Blingbling, oder etwa nicht?
(c) Ralph Bruse
Klatsche
Der Poetry-Slam
Die eigene Homepage ist bekanntlich geduldig. Sie schluckt alles.
Feingeschliffenes und literarischen Müll - sie kann ja nicht anders - muß
nehmen, was kommt. Der dichtende Seiteninhaber lehnt sich nach erle-
digter Arbeit zurück und starrt auf den Desktop seines PCs.
Leser kommen, oder bleiben weg. Kommt langfristig kein Schwein, läuft
irgendwas falsch. Entweder hat der Dichtende zu wenig Mundpropaganda
für seine Seite gemacht, oder er ging den Leuten dermaßen mit Geplapper,
wie schön die eigene HP doch sei auf die Erbsen, daß die einmal aus Mitleid
und Neugier reinklickten - und dann nie wieder.
Schöne Scheiße!, klagt der Dichter schließlich. Und weiß nicht so ganz, ob er
damit sein Seelenchaos, oder den Inhalt seiner Homepage meint. Und so
wundert er sich wohl noch bis zur Steinzeit - beteuert selbst dort, daß er
doch nur Spaß haben will.
Der sei ihm auch gegönnt. Das Grundproblem scheint aber: sein Spaß ist nicht
jedermanns Spaß. Also hangelt er sich irgendwann geknickt von Schreibforum
zu Schreibforum, um wenigstens dort Rückmeldungen für seine Werke zu
bekommen.
Die kommen auch prompt. Klar - ausnahmslos positiv. Man ist ja unter
´Freunden´ und seines Gleichen. Und außerdem wäscht eine Hand die andere -
das merkt der Dichter mit eigener Homepage aber erst Wochen, Monate später -
oder nie. Mehr Leser fanden inzwischen jedenfalls auch nicht ins gelobte Home-
page-Land. Also schließt er den eigenen Laden zu und hangelt sich weiter von
Forum zu Forum, schon wegen der Streicheleinheiten, die ihn wieder einiger-
maßen ruhig schlafen lassen.
Nach Jahren der ´Wanderschaft´ begab es sich (ab hier lief diese kleine
Geschichte übrigens tatsächlich so ab), daß er jemanden traf, der ihn zu einem
Poetry-Slam einlud. Es war Mittsommer. In dem ehemaligen Wiesbadener
Schlachthof brummte die Hitze. So an die zweihundert Leute - meist Jüngere -
schwitzten auf Bänken und an wackeligen Brauereitischen.
Zehn Vorleser stehen auf der Anmelde-Liste. Nein, elf. Gerade hat sich unser
Dichter dazu gesellt. Kann nicht viel schiefgehn, denkt er sich. In Forenlände-
reien fanden die Mitstreiter seine Texte ja auch allesamt astrein.
Jemand lässt eine Messingglocke bimmeln. Es geht los. Fünf Minuten hat jeder
Vorleser Zeit. Keine Sekunde mehr, denn nach Ablauf besagter Zeitspanne
bimmelt es wieder.
Die Zuhörer dürfen, während sich der aufstrebende Dichter lesend ins Zeug
wirft, so ziemlich alles - klatschen, jubeln, mit den Füßen trampeln, buhen,
pfeifen - was gefällt.
Lothar (so nennen wir unseren Dichter mal) ist als Dritter an der Reihe. Er
rennt fast zur kleinen Bühne, schwingt sich freudestrahlend hinauf, nimmt
sein Blatt zur Brust, liest...
Ganze vier Sätze weit kommt er. Dann brechen Buhrufe los - erst verhalten,
dann volle Kanne.
Lothar ist baff; schnallt erstmal garnicht, daß die Kunstbanausen ihn meinen.
Also liest er weiter. Noch genau einen halben Satz. Dann ist endgültig Schluss,
weil das Gegröhle so laut wird, daß es jedes weitere Wort abwürgt.
Lothar zuckt die Achseln, tappt scheinbar lässig und grinsend von der Bühne.
Doch in ihm brodeln mindestens zehn volle Dampfkessel! Er hat´s gründlich
vergeigt.
Aber warum bloß?!, fragt er sich noch Tage danach. Am Gedicht, das er las,
lag es bestimmt nicht.
Oder etwa doch?
Ach was. Und wenn schon. Drauf gepfiffen! Ewiges Schweigen und Schwamm
drüber. In Forenland fanden das jedenfalls alle super.
2.
Und so turnte er weiter von hier nach da, holte sich eine Streicheleinheit nach
der anderen für seine leider immer noch verunglückten Gedichte ab.
Wie dem auch sei - alles prima. Lothar wurde der ungekrönte Schreibforen-
King. Überall mischte er mit.
Alles paletti also. Er ist zufrieden mit sich.
Wirklich?
Klar doch! Na ja, meistens...Wenn nur nicht der Scheiss-Reinfall, damals, beim
Poetry-Slam gewesen wär. Der wurmt ihn bis heute.
p.s. Ist wohl mehr Erzählung, als konstruktiver Tipp, diesmal. Deshalb wenig-
stens noch die Empfehlung hintendran, dich zum nächsten Slam in deiner Stadt
doch einfach mal anzumelden. Trau dich! Auge in Auge mit echten Leuten. Und
ein glasklares Feedback. Bescheidener Ruhm ist dir jedenfalls sicher. Oder halt
die Klatsche.
Als Vorleser darfst du dir übrigens ebenso viel erlauben, wie deine Zuhörer: fast
alles. Bist du aufgeregt und zappelig, verhaspelst dich, oder kommst ins Stottern -
macht garnichts - die Leute werden dich gerade dafür lieben!
Aber lies bloß nichts in der Art vor, das den Leuten verklickern soll, daß selbst
die gewöhnliche, holländische Treibhausgurke eine zerbrechliche Seele besitzt -
wie der Lothar, damals.
Eigentlich wollte er ja nur seinen Spaß haben...Womit wir wieder am Anfang
dieser kurzen Geschichte sind...Mein und dein Spaß ist noch lange nicht der
Spaß anderer.
(c) Ralph Bruse
Der flexible Dichter
Der neue Dichter ist nicht reich,
formell betrachtet: spack und bleich.
Er kokst, trinkt Schwarzbier, isst zu wenig
und ist im Leben selten König.
Drum nimmt er allen Mut zusammen
und an die dreitausend Gedichte;
lässt sich für Foren schnell entflammen,
schreibt dort vielleicht sogar Geschichte.
Vielleicht...denn schon nach kurzer Zeit
ist er da äußerst unbeliebt,
weil er des öftren > Scheiße! < schreit
und manchen Dichtern Zunder gibt.
> Na und! Gibt ja noch andre Foren! <
So wandert er reihum.
Doch letztlich fühlt er sich verloren,
weil: kommt rein nix bei rum.
Also dreht er sich ´ne Kippe
mit reichlich ´Haschmich´ drin;
schreibt über jene Forensippe,
im Vollrausch, scheinbar ohne Sinn.
Doch dann - bei Tag und bei Verstand,
starrt er auf seine Zeilen,
von letzter Nacht, aus heisser Hand -
ein bisschen noch dran feilen...
Ein Meisterwerk ist prompt gelungen!
Da gibts nichts dran zu maulen.
Am liebsten hätt´ er sich besungen -
doch bleibt´s beim Beutel kraulen.
Die Kritiken - einen Tag später,
trafen ihn in tiefstem Herzen.
Er hasste alle Schreibtisch-Täter
und raste wild, vor Seelenschmerzen!
Und dann,
ja, dann
er sich besann:
wir fangen ganz von unten an.
Ich schreib süss säuselnde Gedichte,
wie all die andern Schreiberwichte -
nur eben einen Ticken besser,
als jene schnöden Reim-Vermesser.
Da - endlich wurde er bekannt.
Na, wenigstens im Forenland.
Die Frauen lagen ihm zu Füßen.
Sie schickten Selfies ihm, mit Grüßen -
meist nackig, oder nur im Hemd.
Mann - soviel Liebe war ihm fremd.
Und blieb es auch.
Auf Dauer wurden es zuviele.
Schluss mit Weiber und Gespiele!
Er war bald wieder ganz der Alte,
der freiweg aus der Hüfte knallte.
> Dann lieber Arsch und grad heraus,
als Hahn im irren Hühnerhaus, <
sagt er sich heut noch jede Nacht,
wenn irgendwo ein ´Bömbchen´ kracht
und er gemächlich Bubu macht.
(c) Ralph Bruse
Schreibwettbewerbe
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nicht so hat und sich lieber schwarz auf weiss in einem Buch
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Dem unglücklichen Dichter
Durch das Jammertal zu Bingen
lief einst der Dichtersmann.
Nichts wollte mehr gelingen -
so sprang er rheinwärts dann.
Zuvor denkt er: die Olle
zuhaus, im Ohrensessel
fand seine Kunst nie dolle,
grinst hinter´m Suppenkessel.
Auch im ´Alten Schweden´,
wo all die Rentner wohnen -
da kannte er zwar jeden,
aß tapfer saure Bohnen.
Und hinterher las er Gedichte,
ein wenig selbstverliebt.
Vor dem Fenster, jene Fichte
fällt, wie von einem Hieb.
Zudem: die satten Rentner
sanken in Mittagsschlaf.
Schon schnarchten fünfzig Zentner -
was ihn im Herzen traf!
Alle Rettungszipfel -
egal, wohin er griff,
brachten weder Ruhm noch Gipfel,
also sank sein Schiff.
> So hört, Ihr wackren Kameraden
und Kameradenweiber!
Hier an seiner letzten Graden,
da schweigt der Plapper-Schreiber,
eigentlich....
Sein Geschreibsel war schon übel:
blutleer und auch ziemlich drög´.
Drum flog so mancher Jauchekübel
vom Kopf ihm auf den langen Weg.
Doch er war stark! Wohl deshalb auch
er nun hier zu Wasser sprang.
War seine Kunst auch Dunst und Rauch:
Das Seltsame hallt öfter lang!
In dieser Welt aus Neid und Gier
war er uns eine schöne Zier.
Wie wahr, er fehlt uns irgendwie.
Wie, das ergründen wir wohl nie.
Auch rächte sich, wie oft im Leben:
hätt´ er mal nicht so angegeben.
Und: ja, sein schlichtes Kreuz am Rhein
macht sich gut im Schilfrohrhain. <
(c) Ralph Bruse
Unter´m Strich
Sollte jemand der ´Hoppsgenommenen´ das Gefühl nicht loswerden, zu-
viel ´Prügel´ bekommen zu haben, dann kann er jetzt gern ´bellen´ - ist
aber trotzdem einer derer, die sich schon immer etwas zu wichtig nahmen.
Nicht mein - oder besser: sein Problem.
Um die - nur um die Wichtigtuer mit viel heisser Luft um nichts - oder
nicht viel - geht es hier mitunter im Speziellen. Nicht um jene, die wirklich
etwas leisten, die sich als Freie oder Festangestellte Tag für Tag schreibend
abrackern müssen, um finanziell über die Runden zu kommen - die nicht in
zig Schreibforen hausieren gehn und auch garkeine Zeit und Lust haben,
sich zu verdientem Feierabend noch toll darstellen zu wollen, weil sie näm-
lich kaputt und im Arsch sind - in wahrstem Wortsinn.
Auch Freizeit-Schreiber, die ihre Grenzen bestens kennen und lediglich
aus Spaß an der Freud ihr Hobby pflegen, werden hier ausdrücklich nicht
´verdroschen´ - sondern diejenigen unter ihnen, die sich selbst grundsätz-
lich super finden und Kunstwerke ausrufen - leider aber nur Katzenkacke
abliefern.
Und für alle die, die mit Schreiben garnix am Hut haben und einfach nur
Kurzweiliges frei Schnauze lesen wollten....Passt. Eitle Leute können ja
auch schrill und erheiternd sein.
(c) Ralph Bruse